Doch noch die Rolle rückwärts bei OpenAI – am Ende bleiben nur Verlierer
Die jüngsten Entwicklungen bei OpenAI illustrieren ein Lehrstück in Unternehmensführung und Machtspiel. In großen Teilen aber vor allem als Negativbeispiel. Sam Altmans Rückkehr als CEO, flankiert von einem umstrukturierten Vorstand, war nicht vorhersehbar. Warum diese Kehrtwende? Eine drohende Kündigung von rund 95% der Belegschaft inklusive folgender Übernahme durch Microsoft haben dem Verwaltungsrat von OpenAI keine andere Möglichkeit gelassen als vollständig zu kapitulieren. Evident ist die Rolle von Microsofts CEO Satya Nadella, der die gesamte Zeit als strategischer Weichensteller und Kommunikator aufgetreten ist. Kritisch zu betrachten ist, ob die Rückkehr Altmans und die Neuausrichtung des Vorstands tatsächlich die bestehenden Herausforderungen bei OpenAI lösen. Ist dies eine dauerhafte Lösung oder nur ein kurzfristiger Kompromiss? Die Zukunft wird zeigen, ob diese Entscheidungen OpenAI stabilisieren oder ob sie lediglich ein Symptom tiefer liegender struktureller Probleme sind.
Der Vorgang kann getrost als eine Posse bezeichnet werden und schadet als solches allen Beteiligten. Sam Altman wurde zwar spektakulär durch seine Mitarbeitenden gestärkt. Dennoch wurde er zuvor vom Verwaltungsrat entlassen. Und OpenAI, für das Altman wie kein Anderer stand und steht, geht ganz sicher mindestens in der Außenwahrnehmung als deutlich beschädigt hervor.
Satya Nadella wurde bereits wegen seiner strategischen und kommunikativen Meisterleistung gefeiert (haben wir bei Confias auch!). Doch letztlich hat Nadella nicht nur einen Coup mit der Übernahme von Altman plus Team zu Microsoft verkündet, der nun nicht stattfindet. Sondern er hat mit OpenAI auch ein wichtiges strategisches Investment, das in den letzten Tagen sehr gelitten hat.
Der Einfluss von Microsoft auf OpenAI ist sicherlich ein sehr interessanter Aspekt. Vermutlich hilft es Microsoft in der Wahrnehmung von OpenAI und seinen Mitarbeitenden über alle Ebenen, dass Nadella sich von Anfang an klar zu Altman gestellt hat und allen Mitarbeitenden von OpenAI eine Perspektive aufgezeigt haben. Niemand bei OpenAI wird nun mehr gegen Microsoft arbeiten. Dies könnte tatsächlich ein sehr positiver Ausgang für Microsoft sein. Wobei Microsoft schon vorher eine entsprechend starke Stellung als größter Investor von OpenAI hatte. Und viel Know-how und Patente sowieso bereits bei Microsoft liegen. Es bleibt zu vermuten, dass Microsoft eine ruhige und zielgerichtete Weiterentwicklung von OpenAI gegenüber dem Chaos der letzten Tage sicherlich präferiert hätte. Das Vertrauen in OpenAI als stabiles Unternehmen ist bei den meisten Beobachtern erschüttert.
Zudem muss man befürchten, dass es zu keiner grundlegenden Änderung in der Struktur von OpenAI kommen wird, auch wenn der Verwaltungsrat neu aufgestellt werden soll. Der Verwaltungsrat ist weiterhin bei der gemeinnützigen Muttergesellschaft aufgehängt und muss die Interessen der Mutter verfolgen. Diese werden definitionsgemäß nicht dieselben sein wie bei der gewinnorientierten operativen Tochtergesellschaft, bei der Sam Altman nun wieder CEO ist. Auch wenn Microsoft der entscheidende Stakeholder dieser Einheit ist – den alleinigen formaljuristischen Einfluss behält die Mutter. Und dass das zu großen Schwierigkeiten führen kann, weiß nun die gesamte Welt...
Wir wagen keine Prognose, was das für die technologische Entwicklung und Kommerzialisierung der neuen Modelle von OpenAI bedeutet. Es wird gemunkelt, dass eine Generelle Künstliche Intelligenz (AGI) intern schon sehr viel fortgeschrittener ist, als öffentlich bekannt gegeben wurde. Und genau dies den Konflikt zwischen den beiden unterschiedlichen OpenAI-Einheiten ausgelöst haben könnte. Wie das ausgeht, kann keiner sagen. Es lässt sich noch nicht einmal sagen, ob der aktuelle Streit wirklich bereits vollständig ausgestanden ist.
Am Ende bleiben wahrscheinlich nur Verlierer.